Viele Menschen kennen die oberhalb von Leutenbach gelegene Filial- und
Wallfahrtskirche St. Moritz, jedoch ist ihnen das um die Mitte des 18. Jahrhunderts
errichtete Einsiedlerhäuschen an der Kirchhofmauer häufig unbekannt.
Das Gebäude wurde um 1970 durch den Anbau einer Leichenhalle ergänzt.
Die Einsiedelei diente bis Ende des 19. Jahrhunderts verschiedenen Einsiedlern
bzw. Kirchendienern als Wohnstätte. An abgelegenen Gotteshäusern wie der
dem Heiligen Mauritius (Moritz) geweihten Kirche St. Moritz erfüllten Einsiedler
auch eine Aufsichtsfunktion und schützten die Kirche und deren Friedhof gegen
Einbruch, Diebstahl oder Verwüstungen. In der Nachkriegszeit wurde die Einsiedelei
von Urlaubern und Feierlustigen besucht.
Für uns heute undenkbar, lebten sie hier ohne sanitäre Einrichtungen.
Fließendes Wasser bot ihnen nur der kleine Wasserfall des nahen Silberbaches.
Noch heute sind Gästebücher ausgestellt, in denen Einträge und Fotos aus den 1950er und 60er Jahren erhalten sind! Einwohner der Pfarrei Leutenbach erinnern sich, wie sie in der Einsiedelei bis Anfang der 1970er Jahre durch Pfarrer Kanzler auf die Heilige Kommunion vorbereitet wurden.
Die Geschichte des kleinen Einsiedlerhäuschens beginnt mit der Erlaubnis der „Hochfürstlichen Geistlichen Regierung“ an den Bildhauergesellen Johann Anton Schön aus „Damelsdorff“im Jahr 1750, an der Kirchhofmauer
ein Wohnhäuslein zu errichten. Untersagt wurde ihm aber, sich als Eremit zu kleiden, zu betteln oder sonst irgendwie jemandem zur Last zu fallen.
Bereits fünf Jahre später ließ sich der Bildhauergeselle als Soldat für den Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) anwerben.
Durch den Weggang verlor er auch die Wohnberechtigung, und das Häuschen fiel der Leutenbacher Kirche zu. Der erste und bislang auch letzte echte Eremit Konrad Göller bezog im Jahr 1764 die Klause und verbrachte dort insgesamt 21 Jahre seines Lebens. Wahrscheinlich gehörte Göller dem Drittorden der Franziskaner an, denn unter seinen Büchern befand sich die „Tertiarien Glory“ von Kilian Kazenberger mit der Ordensregel der Tertiarier und ihren Stundengebeten1). Konrad Göller versah von Ostern bis zum 22. September (St. Mauritius) Messnerdienste und läutete drei Mal am Tag die Glocke. Er verstarb in der Einsiedelei am 8. Mai 1785. Zwischen 1844 und 1857 mussten an dem mittlerweile heruntergekommenen Gebäude Reparaturen durchgeführt werden.
Anton Hölz oder Hölzle aus Wichsenstein war dann der letzte dokumentierte Bewohner, ob er jedoch einem Orden zuzuordnen war und somit als Eremit gelten
könnte, ist unsicher2). In einer Arbeit über die Einsiedler in der Erzdiözese Bamberg schreibt Georg Kanzler, ein 90- jähriger Mann aus Ortspitz könne sich erinnern, dass 1887 ein Eremit in der Einsiedelei St. Moritz lebte.
Danach wurde die Einsiedelei zur „Künstlerklause“ des Malers Karl Heinrich von Sohlern, der über 50 Jahre immer wieder hier logierte, um zu wandern und die Gegend zu porträtieren.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten präsentiert sich die Einsiedelei seit dem 11. Oktober 2014 als „Kulturund Besinnungsklause St. Moritz“ auf dem Kulturwanderweg der Fränkischen Schweiz. Zusammen mit der Wallfahrtskirche
St. Moritz kann sie zwischen Mai und Oktober an Sonntagnachmittagen
von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung besucht werden3). Museal präsentiert befinden sich in der Einsiedelei heute einige Objekte des Lebensalltags eines Eremiten, wie etwa Zinngeschirr, darunter ein kleiner Bierkrug.
Weihwasserschälchen, Standkreuz und Rosenkranz gehörten zur täglichen häuslichen Andacht des Franziskanereremiten. Eine kleine Öllampe ermöglichte das Lesen des Stundenbuches zur Nachtzeit. Eine Reihe von Grafiken stellt Einsiedler,
aber auch Einsiedlerinnen in verschiedenen Tätigkeiten und Lebenssituationen dar. Eine Medienstation im Wohnraum informiert in acht Beiträgen über das Eremitenwesen seit seinen Anfängen bis heute, stellt die so unterschiedlichen Eremiten von St. Moritz dar und die Entstehung der Wallfahrt von Oberehrenbach nach St. Moritz. Aus der Bibliothek des Eremiten Göller stammt auch das Stück
für die Musikeinspielung der Medienstation: „In grünem Wald“ aus der Trutznachtigall des Friedrich Spee von Langenfeld, handelt vom Spiel der Seele mit dem Echo. Es lädt ein zu Besinnung und innerer Einkehr.