Dr. Georg Kanzler

Dr. Georg Kanzler

Georg Kanzler wurde am 14.Mai 1894 als zweites von acht Kindern in Bamberg geboren. Er besuchte das Neue Gymnasium in Bamberg, legte 1913 die Reifeprüfung ab und studierte Philosophie am Lyzeum (höhere Schule) in Bamberg. Im Oktober 1914 trat er in das Erzbischöfliche Klerikerseminar ein. Das anschließende Theologiestudium wurde durch den Kriegsdienst unterbrochen, jedoch 1917 konnte er dieses mit dem Sommersemester abschließen. Am 29. Juni 1917 wurde Georg Kanzler im Dom zu Bamberg von Herrn Erzbischof Jacobus von Hauck zum Priester geweiht. Es folgten Kaplansjahre in Stöckach, Neunkirchen am Brand, Kulmbach und Fürth.

1920 setzte er seine Studien an der Universität Würzburg fort, wo er dann 1922 mit einer Arbeit über die "Landkapitel im Bistum Bamberg" zum Dr. der Theologie mit der Auszeichnung "magna cum laude" promovierte.

Von 1923 bis 1925 war er Assistent am Priesterseminar Bamberg und kehrte dann anschließend wieder in die Gemeindeseelsorge zurück. Nach Bad Berneck von 1925 bis 1929 und Kuratus in Weingarts von 1930 bis 1935, übernahm er am 1. Januar 1936 die Pfarrei Leutenbach. 1952 erfolgte die Ernennung zum Geistlichen Rat durch den Erzbischof von Bamberg.

1966 erhielt Dr. Kanzler den 1. Kulturpreis des Fränkische-Schweiz-Vereins.

Der damalige Kulturreferent des FSV, Fritz Preis, hegte den Gedanken, die bedeutendsten Schriftsteller und Forscher zu Kulturpreisträgern zu ernennen. Er bat den 1. Vorsitzenden, Landrat Josef Kaiser, diese Ehrung dem Leu-

tenbacher Pfarrer, dem Lyriker und Erzähler und auch dem "Fränkischen Mörike", bzw. dem "Fränkischen Schriftsteller im Priesterrock", wie er auch betitelt wurde, am Burgmusikfest in Egloffstein zuteil werden zu lassen.

Am 24.September 1968 erfolgte die Gründung einer Ortsgruppe des FSV in

Leutenbach. Hr. Pfarrer Kanzler war einer der Hauptmentoren, zusammen mit Fr. Baronin von Pölnitz u. Fritz Preis aus Egloffstein.

Am Vorabend seines 80. Geburtstages, am13. Mai 1974, ehrte die Gemeinde Leutenbach Dr. Georg Kanzler durch die Enthüllung einer Gedenkschrift am Dolomitfelsen oberhalb des Mauritiusbrunnen. Wegen seiner jahrzehntelangen Mitarbeit als Schriftsteller im Fränkische-Schweiz-Verein, erhielt Pfarrer Kanzler 1974 auf Vorschlag von Herrn Landrat a. D. Josef Kaiser das Bundesverdienstkreuz am Bande durch Mdl. und Staatssekretär Herrn Simon Nüssel. Der Kulturausschuss des FSV-Hauptvereines würdigte Dr. Kanzler zu seinem 80. Geburtstag, indem eine Gedenktafel am Burgstein angebracht wurde.

Am 25. September 1975 verstarb Geistlicher Rat Dr. Kanzler. Diese Nachricht löste in den Gemeinden rings ums Walberla und hauptsächlich in der Gemein-

de Leutenbach Trauer und Bestürzung aus. Leutenbach verlor einen Menschenfreund. Am 1. Oktober erfolgte die Beerdigung in der Familiengruft in Bamberg. 1000 Trauergäste, darunter über 20 Geistliche, etliche Bürger-

meister, alle Ortsvereine der Gemeinde mit ihren Fahnen und Bannern, der Gemeinderat, Kirchenrat, Pfarrgemeinderat, die Schulkinder und die Kinder-

gartenkinder erwiesen ihm die letzte Ehre. In den zahlreichen Ansprachen wurde sein Wirken in der Pfarrei Leutenbach und im Fränkischen Raum hervorgehoben. Die Zeitungen schrieben damals: "Oberfranken verlor einen großen Sohn... Dr. Kanzler hat sich in den Herzen der Menschen ein Denkmal gesetzt."

An Himmelfahrt 1984 wurde der Dr. Kanzler-Wanderweg durch die Orts-

gruppe des Fränkische-Schweiz-Vereins Leutenbach eröffnet. Dieser Weg führt von der Dorfmitte nach St. Moritz, über Seidmar zum Schwarzholz und zurück. Viele Tafeln mit Gedichtversen aus dem Band "Stilles Tal" stehen am Wegrand und erinnern an ihn.

Am 29. Juli 1984 enthüllte die Pfarrei Leutenbach eine Gedenktafel an der St. Moritzkirche und ehrte damit ihren langjährigen und hochgeschätzten

Pfarrherrn, dem hiermit ein testamentarischer Wunsch erfüllt wurde. Mit dieser

Kirche war er sehr eng verbunden. Manche seiner Werke sind in der Einsam-

keit und Stille um St. Moritz herum, ebenso in der nebenstehenden Eremiten-klause, entstanden. Am 1. April 1993 beschloss der Gemeinderat Leutenbach, eine Straße mit " Dr. Kanzler-Weg " zu benennen.

Dr. Kanzler war Ehrenmitglied des Gesangvereines, der Feuerwehr, des Krieger- u. Militärvereines, der Landwehr, des Sportvereins, des Fränkische - Schweiz-Vereins und des Vereins Schwesternheim. Er war Ehrenbürger der Gemeinde Leutenbach, 1. Kulturpreisträger des FSV und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse am Bande.

Er stand im 82. Lebensjahr und im 59. Jahr seines Priestertums, davon 40 Jahre als Pfarrer von Leutenbach selbst. Mit 80. Jahren war er der älteste noch aktive Geistliche im Erzbistum Bamberg, als er 1975 verstarb.

Er liebte seine Pfarrgemeinde und die fränkische Heimat, sein Moritzkirchlein und die vielen stillen Winkel, in denen er immer wieder neue Kraft für sein seelsorgerisches und poetisches Wirken schöpfte. Er war im wahrsten Sinne des Wortes "Ein guter Hirte seiner Herde".

Durch seine langjährige und segensreiche Tätigkeit wird er immer in unserer Erinnerung und der kommenden Generationen bleiben. Auch durch seine hier entstandenen Werke wird er uns und vielen weit über die Grenzen der

Gemeinde Leutenbach hinaus unvergesslich bleiben.


Spruch aus dem Gedichtband "Widerklang".


Was ich sah und was ich sann,

wandelnd unter schlichten Leuten,

zwischen Felsen, grünen Reuten-

Büchlein, zeig mir´s an.

(Reinhold Kraft)

  • Dichtungen

    Prof. Dr. Georg Kanzler (Neffe des Pfarrers):

    "Das verträumte, seinerzeit etwas von der Welt abgeschiedene Leutenbach mit seiner reizvollen Umgebung und dem gutmütig frommen, wenn auch etwas stolzen Menschenschlag, war eben der natürliche Nährboden für eine Dichtung, wie sie nur hier in der Fränkischen Schweiz entstehen konnte, eine Dichtung, die nur Menschen anspricht, die ein inniges Verhältnis und eine besondere Beziehung zu dieser Landschaft haben."

    Landrat Otto Amon:

    "Dr. Georg Kanzler ist Romantiker aus Berufung bis in die letzte Verszeile."

    Die Werke Dr. Kanzlers:

    Stilles Tal (1941)

    Die Gedichte spiegeln in besonderem Maße die Verbundenheit mit der Natur und den Menschen wider. Dieser Gedichtband kann als sein reifstes lyrisches Werk betrachtet werden.

    Der Burgkaplan (1949)

    Die Erzählung spielt im 15. Jahrhundert. Ort der Handlung ist die Burg auf dem Burgstein, ferner St. Moritz, das Walberla und die umliegenden Ortschaften. Die gekonnte Beschreibung der Natur, des Brauchtums und Menschen zeichnet das Buch besonders aus und zeigt, welch guter Beobachter der Autor war und wie elegant er alles in eine sanfte, wohlklingende Sprache umzu-

    setzen vermochte.

    Spätsommerleuchten (1952)

    Die Novelle handelt vom Aufenthalt des Dichters Joseph Viktor von Scheffel in Gößweinstein. Sie beschreibt dessen Besuch in der Basilika sowie im Kloster und die Begegnung mit verschiedenen Menschen, meist in Dialogform.

    Aus der Jugendzeit (1955)

    Die Erzählung baut auf Rückerts Jugenderinnerungen auf. Die stürmische na-

    poleonische Zeit schafft den Hintergrund zum Aufbruch des Knaben Rückert, Sohn eines Dorfamtmanns, ins Leben. Dr. Kanzler stellt uns den jungen Rückert im Rahmen der fränkischen Landschaft lebendig vor Augen.

    Widerklang (1958)

    Gedichtband

    Fränkischer Garten (1960)

    Gedichtband

    Zwei Erzählungen (1962)

    Das Büchlein wurde vom "Karlsruher Boten" verlegt.

    Spiel der Zeit (1965)

    Gedichtband

    Mitzi und Nikita (1968)

    Ein deutsch - russisches Epos, wie es der Autor nennt. Es ist die Frucht einer Studienreise nach Russland im Jahr 1967. Ein junger russischer Offizier holt ein sudetendeutsches Mädchen, das er während des Krieges kennenlernte, als Braut in seine Heimat. Als Zufluchtsort und neue Heimat für sudeten-

    deutsche Flüchtlinge spielt auch die Fränkische Schweiz in der Geschichte eine Rolle.

    Geist und Kleid (1970)

    Gedichtband

    Der wandernde Maler (1972)

    Dr. Kanzler schildert eine vierzehntägige Fußwanderung des Dresdner Malers Ludwig Richter durch die Fränkische Schweiz im Jahre 1937. Zugrunde liegt ein Reisetagebuch des Malers.

    Geliebter Berg (1976)

    Der Lyriker August Graf von Platen besucht mit Studenten und Freunden den Berg der Franken. Er erfreut sich am lustigen Treiben der Menschen, die zum Fest den Berg erklimmen. Der Autor beschreibt auch hier gekonnt die Men-

    schen und das Brauchtum. Bereits vom Tod gezeichnet, konnte Dr. Kanzler die Erzählung gerade noch vollenden. Fritz Preis, damals Hauptvorsitzender des Fränkische - Schweiz -Vereins, ließ das Buch ein Jahr nach dem Tode des Pfarrers verlegen.

    (Waltraud Roth)

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