Die Edelfreien von Leutenbach

Die Edelfreien von Leutenbach

Der salische Kaiser Heinrich IV. begab sich im Winter 1077 auf seinen berühmten

Gang nach Canossa und bat den dort weilenden Papst um Vergebung. Am 15. März 1077 trafen sich in der Forchheimer Pfalz zahlreiche Bischöfe, Erzbischöfe (ohne den Bamberger), Herzöge, Grafen, Edelfreie aus Sachsen, Bayern und Schwaben, um Heinrich IV. abzuwählen und mit dem mächtigen Rudolf von Rheinfelden einen neuen König einzusetzen.

Letztendlich obsiegte Heinrich 1080 in der Schlacht an der Weißen Elster, nicht

zuletzt dank der Treue des Bamberger Bischofs Rupert und etlicher Edelfreier

der Region, darunter waren mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die von Leutenbach.

Am 17. Februar des Jahres 1079 beklagte Papst Gregor VII. auf der Fastensynode

in Rom sieben milites (Adelige) der Bamberger Kirche, darunter einen Edelfreien

namens Friedrich, dass sie Kirchengut aus der Hand des Königs empfangen

hätten. Sie wurden mit der Exkommunikation bedroht, falls sie die Lehen nicht

zurückgeben sollten oder vom Bischof empfingen. Wir sind hier mitten in der

Zeit des Investiturstreits zwischen Papst und König bzw. Kaiser, der das ganze

Abendland erschütterte.

Einen prominenteren Anlass hätten sich die Leutenbacher zur (wahrscheinlichen)

Ersterwähnung nicht ausdenken können. Warum wahrscheinlich? – 1112 ist der erste Leutenbach mit Familienname und Vorname gesichert: Engilhard liber homo de Ludunbach ist Salmann(Treuhänder) Heinrichs V. beim Verkauf der Burg Albewinistein an Bischof OttoI. von Bamberg. Albewinistein ist bereits im 12. Jahrhundert wieder abgegangen. Der Ort ist umstritten. Voit und Kunstmann vermuten den Standort in der Nähe von Betzenstein. Zurück zu dem oben genannten Friedrich: 

Der Genealoge Voit weist Friedrich, der 1079 in dieser Papsturkunde ohne Familiennamen genannt ist, eindeutig der Familie der Edelfreien von Leutenbach zu. 

Er führt den Vornamen Friedrich als Leitnamen für die Familie an. Die in der fraglichen Urkunde genannten milites (Grafen oder Edelfreie) der Bamberger Kirche werden nach dieser Methode allesamt bestimmten Geschlechtern zugewiesen: Arnstein, Walpoten, Aufseß, Waischenfeld, Schönfeld und eben Leutenbach. Nebenbei bemerkt, dürfte eine Seitenlinie der Familie von Leutenbach auch auf Burg Niesten bei Weismain gesessen sein, die um 1100 meranisch wurde.
Es interessiert natürlich eine weitere Frage:

Wo kommen diese Edelfreien her, die im 11. Jahrhundert bei Burgengründungen

häufig als Akteure auftraten?
Es gab zwei Wellen der adeligen Zuwanderung: Zunächst im 7. Jahrhundert im fränkischen Kampf gegen den Slawenkönig Samo aus Neustrien und Burgund, dann etwa 100 Jahre später während der Züge von Karl Martell 725/28, als die letzte fränkische Siedlerwelle die Rednitz (Regnitzfurche) überschritten hatte.
Da nahmen fränkische Adelsgeschlechter den Jura in Besitz und schoben den fränkischen Machtbereich bis an die Mittelgebirge (Frankenwald/Fichtelgebirge) vor. An der Radenza (Regnitz) entstand der Radenzgau. Um 1100 hatte dieser in etwa die Ausdehnung des heutigen Oberfranken erreicht. Ungefähr 25 edelfreie Geschlechter teilten sich die Macht in diesem Raum, an der Spitze die Walpoten. Zu den Edelfreien gehörten die Leutenbach.

Wie bedeutend waren die Leutenbach?

Es gibt eine Möglichkeit, dies einzuordnen: In mittelalterlichen Urkunden

werden Zeugen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufgeführt. Die Leutenbach

sind unter den adeligen Zeugen des sogenannten Giechburgvertrags von 1149

an neunter und zehnter Stelle genannt. Dort sind ein Graf und 29 Edelfreie erwähnt.

Vorne stehen sieben Mitglieder der Walpoten. An neunter und zehnter

Stelle folgen zwei Leutenbacher. An 15. Stelle ein von Reifenberg, erst an Position

17 der erste derer von Adelsdorf. Diese Hierarchie ist aussagefähig in Bezug

auf Macht, Besitz und Ansehen. Bis 1203 werden zehn Familienmitglieder

genannt, bis das Geschlecht im Dunkel der Geschichte verschwindet.

Wie kam es zum Ende? 

Frappierend ist, dass in dieser Zeit die meisten der edelfreien Geschlechter, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erlöschen. Nur eine Familie lebt noch heute: die Freiherren von Aufseß. Die Reifenberg erlöschen exakt 1190, die mächtigen Schlüsselberg 1347. Die Edelfreien sind möglicherweise auch deshalb Geschlecht für Geschlecht erloschen, weil sie keine Ehen mit Ministerialen zuließen, nur mit ihresgleichen oder Angehörigen des gräflichen Standes. Das ändert sich erst im 13. Jahrhundert. Es kann allerdings eine weitere Möglichkeit für das Erlöschen der Leutenbach angeführt werden. Die letzten männlichen Familienmitglieder könnten als

Zug der Zeit am vierten Kreuzzug (1202 –1204) teilgenommen haben und von dort

nicht mehr zurückgekehrt sein. Aber das ist reine Vermutung, dafür gibt es keine

Belege.


Giechburg
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